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1. Im alten Reich - S. 72

1914 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
— 72 — paar hundert Jahre einmal vorkommt, und König Otto hatte nicht bloß einen Stamm, sondern das ganze Deutsche Reich durch die zusammengefaßte deutsche Kraft gerettet. Das war die Schlacht auf dem Lechfelde im Jahre 955. Deutsche Kolonisation im Norden und Osten. Weil nun aber das deutsche Volk in sich selber stark geworden war, so konnte es nun auch sich recken und wachsen und die deutsche Sprache und die deutschen Grenzen weiter hinaustragen in die benachbarte Welt. Die Ungarn sollten nicht bloß besiegt sein, sondern nun drängte Otto sie auch zurück die Donau abwärts und schuf gegen sie in der Gegend der Enns eine feste Grenzmark, das war die Ostmark, und setzte einen Markgrafen hinein und ließ die Feinde nicht wieder über diese Grenze. Diese Ostmark ist das Land, das später den Namen Österreich bekam, und Otto der Große hat es gegründet. Die Angarn aber mußten nun in dem Lande bleiben, wo die Sau und die Drau fließen und wo sie an der Drau noch heute wohnen. And wie hier im Südosten, so ging er auch im Nordosten weiter. Wir haben ja gesehen, wie König Joeinrich dort die Wenden, die Liutizen und wie diese slawischen Völker alle hießen, untertänig gemacht hatte bis an den Ackerfluß hin. Das hat Otto seine ganze Regierungs-zeit hindurch fortgesetzt und hat die deutsche Sprache und den Christenglauben immer weiter hinausgeschoben nach Norden und Osten. Vor allem zwei tapfere Männer mußten ihm hier helfen, das war der Graf Hermann Billung, der kämpfte in der Gegend von Hannover und Mecklenburg, und vor allem der furchtbare Markgraf Gero. Ihm gab Otto die Nordmark, da, wo westlich und östlich der Elbe jetzt die Provinzen Sachsen und Brandenburg liegen, und er hat mit gewaltigem Arm bis nach der Ostsee hin die Wenden zur Ruhe gebracht. Er war ein tapferer Mann und scheute kein Anrecht, wenn er nur Sieg bekam. Einmal hatten die Slawen ihm heimlich nach dem Leben getrachtet; da lud er dreißig ihrer Ääupt-linge zu einem Festmahl, und als sie halb trunken waren und lärmten und lachten, ließ er )te überfallen und ermordete sie alle auf einen Äaufen. Wo immer sich ein Stamm empörte, warf er ihn nieder, und König Otto half oft mit und nahm den unterworfenen Häuptlingen ihr Land und fing an, es in Ordnung zu regieren. Es wurde in Gaue eingeteilt und Grafen hingesetzt nach Karls des Großen Art, auch in jedem Gau wieder eine

2. Im alten Reich - S. 91

1914 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
91 — Land das Banner herunter. Dann wurden acht Tage lang die Tore der Stadt zerbrochen und die Mauern geschleift und die Türme und Schlösser niedergelegt, und die Stadt wurde ein Trümmerhaufen. Die Vornehmen aber, die in der Stadt ihre festen Schlösser gehabt hatten, mußten nun aufs Land ziehen, und die Stadt lag wehrlos. Zweimal aber ist es doch auch dem Kaiser so hart ans Leben gegangen, daß er bald Krone und Reich verloren hätte. Das erste Mal hatte er alle Feinde siegreich niedergeworfen und hatte Rom erobert; der Papst Alexander war geflohen. Es war mitten im Lochsommer, wo in Rom eine ungeheure Litze brütet und die weite, sumpfige, sandige Ebene der Campagna rund um die Stadt verbrannt daliegt. Da fiel ein ungeheurer Platzregen, und aus der heißen Campagna stiegen giftige Dünste auf und zogen über die Stadt. Eine Seuche brach unter den Deutschen aus, denn sie waren dies schreckliche Sommer-klima nicht gewohnt. Zwanzigtausend Krieger starben in wenigen Tagen, darunter die Edelsten und Treusten unter den Fürsten, die den Kaiser begleitet hatten. Sofort empörten sich die feindlichen Städte der Lombardei. Der Kaiser mußte eilen, daß er zwischen ihnen hindurch mit den wenigen Trümmern seines Leeres sich nach Deutschland rettete. Eine Stadt war immer treu, das war Pavia. Dort machte er Rast und sprach noch einmal mit kaiserlichem Stolz die Reichsacht aus über die aufrührerischen Städte; d. H. sie wurden des Friedens und all ihres Landes und ihrer Labe verlustig erklärt und dem Untergang geweiht. Die treue Stadt beherbergte ihn über den Winter. 3m Frühjahr, als die Wege über die Alpen wieder gangbar waren, gelang es ihm, sich nach Deutschland zu retten. Das andere Mal hatte der Kaiser von seinen eigenen Reitern und den Lilsstruppen der deutschen Bischöfe in allerlei Kämpfen soviel Mann verloren, daß er alles aufgeben mußte, wenn er nicht die Lilse der Laienfürsten bekam, vor allem des mächtigen Leinrich des Löwen. Leinrich war doch auch Lerzog von Bayern, er war in der Nähe, jenseits der Alpen. Einige sagen, er sei sogar in Stalten gewesen. Aber er mochte es schon lange nicht mehr, daß der Kaiser soviel deutsches Blut in Stalten vergoß. Er hatte drüben im Norden sein Sachsenreich mächtig vergrößert, hatte die Slawen die Elbe abwärts und die Ostseeküste entlang sich unterworfen bis zur Peene hin, hafte das Land in kleine Bauerngüter und große Rittergüter zerteilt und Massen von Sachsen, auch Westfalen und Lolländer dort angesiedelt. Albrecht der Bär hatte zur selben Zeit von Brandenburg aus dasselbe getan. Sn der Gegend der Ackermark stießen die beiden norddeutschen Länder schon aneinander.

3. Im alten Reich - S. 118

1914 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
— 118 — zusagte, daß sie Lehnsherren sein sollten über das Herzogtum Pommern, wo Leinrich der Löwe bis nach der Oder hin vorwärts gegangen war. Als der letzte große Askanierfürst starb, Waldemar der Große, etwa 30 Jahre nach dem Tode Rudolfs von Äabsburg, da gehörte ungefähr die ganze heutige Provinz Brandenburg zur Mark und noch einiges dazu. Die Bayern und Luxemburger; Jobst von Mähren. Nun aber fing eine traurige Zeit für Brandenburg an. Kaiser war damals Ludwig der Bayer, und weil das Lehen nun an das Reich zurückgefallen war, gab er die Mark seinem Sohn Ludwig. Der taugte nicht viel und mochte sich keine Mühe geben, das Land ordentlich zu regieren. Der Kaiser Ludwig aber war wieder dem Papst Feind, denn er hatte gesagt, der deutsche König ist Kaiser auch ohne den Papst, und der Papst hat furchtbare Flüche gegen ihn geschleudert: „Verflucht sei sein Ausgang und sein Eingang," schrieb der Papst. „Gott müsse ihn mit Wahnsinn und mit Blindheit schlagen, mit seinen Blitzen ihn verzehren, die Äölle sich öffnen, ihn zu verschlingen." Er rief die Polen auf, daß sie ins Land fielen und gräßlich darin hausten. Es wurden Äunderte von Dörfern verbrannt, die Menschen in die Gefangenschaft weggeschleppt, und kein Fürst und kein starker Kaiser war da, der sich des unglücklichen Landes hätte erbarmen können. Wenn die Städte trotzdem dem Kaiser treu blieben, verhängte der Papst das Interdikt oder das Verbot über sie. Da wurde nämlich den Priestern verboten, irgendwelchen geistlichen Trost und Lilfe den Leuten zu spenden; es durften keine Glocken geläutet, keine Kinder getauft, keine Äochzeitsleute getraut und keine Leichen christlich begraben werden, auch niemand, ob gesund oder krank oder sterbend, das Abendmahl bekommen. Wären nicht die Bettelmönche gewesen, die Brüder vom grauen Kloster oder Franziskaner und die vom schwarzen Kloster oder Dominikaner, die bettelnd im Lande umherzogen und sich um den Papst nicht viel kümmerten und die Leute geistlich versorgten, das Land wäre in all seinem Elend auch noch ohne Glaubenstrost gewesen. Als dann Kaiser Ludwig starb, wurde die Sache noch schlimmer. Es waren da von den Assaniern zwei herrliche Klöster vom Cister-zienserorden gegründet worden, Lehnin nicht weit von Brandenburg und Chorin bei Eberswalde. Das waren wunderschöne Gebäude mit herrlichen Kirchen, Wandelgängen, Speisesälen, Scheunen und Ställen, und die Markgrafen hatten mit Wäldern und Wiesen, Feldern und fischreichen Seen die Klöster herrlich ausgestattet. Es saßen fleißige und gute Mönche darin, die ließen sich durch

4. Im alten Reich - S. 120

1914 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
— 120 — und dann verkünden, dieser Waldemar sei doch der Rechte nicht, und die Märker sollten alle dem Markgrafen Ludwig gehorchen. Da mußte denn der falsche Waldemar wohl oder übel den Degen einstecken; aber Müllerknecht wurde er doch nicht wieder, sondern weil die Verwandten des echten Waldemar, die Askanier in Anhalt-Dessau, ihn nun einmal für den echten erklärt hatten, so ging er selbst Zu denen und wurde auch richtig als ein vertriebener Markgraf angenommen und fürstlich gehalten und hat sich ganz echt und richtig wie ein Fürst benommen und ist bei seinem Tode in der Fürstengruft in Dessau begraben. Das muß doch ein Müllerknecht gewesen sein, wie er nicht alle Tage vorkommt. Aber der Mark ging es doch nicht besser, denn die Markgrafen taten nun einmal nichts. Der Kaiser machte zwar im Jahre 1356 ein Gesetz, die Goldene Bulle, darin verordnete er, daß sieben Wahlfürsten oder Kurfürsten in Zukunft den Kaiser wählen sollten, nämlich die Erzbischöfe von Mainz, Trier und Köln, der Pfalzgraf bei Rhein, der König von Böhmen, der Äerzog von Sachsen und Wittenberg und der Markgraf von Brandenburg; und wer diesen sieben Kurfürsten etwas zu leide täte, das sollte gelten, als hätte er es dem Kaiser getan. So war der Markgraf von Brandenburg unter die sieben höchsten Fürsten im Reich gekommen und hieß jetzt Kurfürst. Aber er tat darum nicht mehr für sein Land. Eine Zeitlang hat es dann der Kaiser selber genommen, und da ging es etwas besser. Als er aber gestorben war und sein Sohn Sigismund Kurfürst geworden war, fing die allerschlimmste Not an. Denn er hatte nie Geld und kümmerte sich um sein Land nicht anders, als daß er Statthalter hineinschickte, die Geld herausholen sollten. Zuletzt machte er es, wie es ganz arme Leute manchmal machen müssen, wenn sie garnichts mehr zu essen haben und können doch, weil sie vielleicht krank sind, kein Geld verdienen. Die nehmen ein Bett oder ein Kleid, das sie vielleicht gerade nicht brauchen, und tragen es in das Leihhaus. Der Pfandleiher gibt ihnen dann ein paar Mark, und dafür müssen sie das Bett oder den Rock ihm als Pfand da lassen zum Zeichen, daß sie das Geld auch wiederbringen werden. Kriegen sie das Geld dann bis zu einer bestimmten Zeit nicht zusammen, dann darf der Verleiher das Stück verkaufen. Das ist gewiß sehr traurig, wenn einer so arm geworden ist, daß er seine Sachen verpfänden muß, und die ehrlichen Leute schämen sich, wenn sie das tun müssen. Es muß schon ein rechter Lump sein, der sich daraus garnichts macht und trägt seine Sachen bei Hellem, lichtem Tage hin. Dieser Äerr Kurfürst also kam auf den schönen Gedanken, daß er zu seinem

5. Im alten Reich - S. 134

1914 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
— 134 - nis geworfen und bald darnach als Ketzer öffentlich verbrannt. Da brach denn nun in Böhmen ein Volksaufstand los, weil der Kaiser sein Wort gebrochen und die Bischöfe und Fürsten den geliebten Äuß so schmählich und heimtückisch ums Leben gebracht hätten. Die Böhmen fingen einen Krieg an, der an 20 Jahre in Deutschland gehaust hat. Zuletzt wurden sie so wütend, da fingen sie an zu morden und zu brennen, und kein Äeer konnte ihnen standhalten. And weil doch der Kurfürst von Brandenburg zum Reichsfeldhauptmann ernannt worden war, so hausten sie in der Mark am allerschlimmsten. And das war eben das Böse damals im deutschen Vaterland. Friedrich I. war doch nun gewiß ein tapferer Kriegsheld und hatte die wilden Junker so schneidig untergekriegt. Aber weil das Deutsche Reich garnicht mehr ordentlich zusammenhielt und das deutsche Volk eigentlich garnicht Krieg führte, sondern ein Äaufen von Grafen und Fürsten und Bürgermeistern, die sich wieder lauter Landsknechte oder Ritter für Geld gekauft hatten, so war gar kein Schneid und gar kein Zusammenhalt, keine rechte Ehre und keine glühende Kampfeslust darin. Die Äussiteu aber waren keine gekauften Soldaten, das war ein ganzes, feuriges Volk, das für seinen Glauben kämpfte, die gingen mit einem Mut und einer Kraft drauf los, daß es den deutschen Äeerhaufen angst und bange wurde. Man sollte es kaum glauben, aber es ist wirklich passiert: als das ganze Reichsheer in einer Stärke von wohl 80000 Mann dem viel kleinern ioeer der Äusfiten gegenübertrat, da hatten die Lussiten kaum ihre Fahne mit dem Kelch drauf flattern lassen und sich zum Kampf in Bewegung gesetzt, als die Reichstruppen, ohne einen Schwertstreich getan zu haben, Reißaus nahmen, sodaß wohl 10 000 Wagen mit Gepäck von den Böhmen erbeutet und Tausende von Deutschen in den Wäldern niedergehauen wurden. So jämmerlich schwach war das deutsche Äeer geworden, weil es nicht ein Volk in Waffen war wie die Böhmen, sondern nur noch ein Laufe von Fürsten und Bischöfen mit gekauften Soldaten. Daran hat auch Kurfürst Friedrich I. nichts ändern können. Aber er hat doch in seinem Kurfürstentum Brandenburg durchgesetzt, daß nicht mehr hundert kleine Äerren durcheinander wühlten, sondern daß er allein Äerr im Lande war und die Friedensbrecher schimpflich bestraft wurden und so der Anfang gemacht wurde mit einem deutschen Lande, wo wieder die Kräfte aller Untertanen zusammengefaßt wurden zu einer einzigen großen Kraft in der Äand seines Fürsten. Als Reichsfeldherr hat er eine der schmählichsten Niederlagen erlitten, und das war nicht seine Schuld; als Landesfürst aber hinterließ er, als er 1440 starb, ein aus fürchterlicher Not gerettetes, dankbares Volk, und das war sein Verdienst.

6. Im alten Reich - S. 117

1914 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
— 117 — steckten die Köpfe zusammen und sagten: „Was wollen wir tun? Deraskanier ist in der Burg, der Markgraf Albrecht vom Äause Ballenstedt." Da ging schon ein neues Banner hoch und flatterte siegreich über Brandenburg, das war das Banner der Askanier. And die Wenden sahen, daß Markgraf Albrecht ihr Äerr geworden war und es bleiben wollte. Es war aber ein Verwandter des Fürsten Pribislaw da, das war der Fürst Iaczo vvnköpenik, der auch über die Gegend herrschte, wo heute Berlin steht. Der sagte: „Was will der Fremde in unserm Land? Unser ist das Land, und mein wird der Fürstenhut." And er drang in das Äavelland ein und eroberte Brandenburg. Er war aber ein Äeide und betete wie damals noch viele Brandenburger zu dem Gott Triglaff mit den drei Köpfen, dem Gott des Äimmels, der Erde und der Unterwelt Aber Albrecht zog mit starker Äeeres-macht gegen ihn, gewann Brandenburg zurück und verfolgte die Wenden bis nach Spandau, wo die Spree in die Äavel fließt. Die Leute sagten, dort bei Pichelswerder, wo die Äalbinsel Schildhorn in den breiten, tiefen Äavelstrom vorspringt und sein Bett verengt, sei Iaczo allein und besiegt auf fliehendem Roß herangesprengt gekommen, die Märker hinter ihm. Auf sein Banner hatte er das Bild des Triglaff gewebt, die Märker aber hatten über ihren Fahnen das Kreuz getragen, das Zeichen des Christengottes. Da hat Iaczo am Ufer deräavel zu Gott geschrien, wenn er lebendig sei, solle er ihm helfen, und er wolle an ihn glauben, hat seinem Pferd die Sporen gegeben und ist glücklich hinübergekommen ans andere Ufer. Dort drüben ist er auf die Knie gefallen, hat das Schild mit dem Bild des dreiköpfigen Triglaff niedergelegt und hat sich dem Christenglauben gelobt. Albrecht der Bär war zufrieden, daß er sein Äavelland wiedergewonnen hatte und ließ Iaczo als Christ in seinem Lande weiter herrschen, bis seine Nachfolger auch diese Landschaften an der Spree dazu gewannen. Die ioalbinfel aber, die wie ein Ävrn in die Äavel ragt und wo Iaczo den Schild niederlegte, heißt das Schildhorn bis auf diesen Tag. Wer nach Berlin kommt, muß einmal hinüberfahren und die Stätte besehen: eine Säule steht dort, darauf ein Kreuz, an der Säule aber hängt ein Schild zur Erinnerung daran, wie der Herr des Landes um Berlin Christ wurde. Markgraf Albrecht aber, der bis 1170 herrschte, fing an, Städte und Burgen in feinem Lande zu bauen, ganz wie Äeinrich der Löwe, und seine Nachfolger drangen weiter nach Osten und Norden vor, waren immer gut kaiserlich und halfen auch dem Kaiser Barbarossa in feinen Kämpfen gegen Heinrich den Löwen, fodaß auch der Kaiser ihnen gut Freund war und ihnen

7. Im alten Reich - S. 121

1914 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
— 121 - Vetter ging, der auch nicht viel taugte, aber noch etwas Geld hatte, und zu ihm sagte: „Vetterjobst, möchtest du mir nicht zwanzigtausend Goldgulden borgen?" „Was?" sagte der, „zwanzigtausend Goldgulden ist etwas viel. Wie soll ich die je wiederkriegen?" „Ich gebe dir die ganze Mark Brandenburg zum Pfand sagte der Kurfürst. Das ließ sich denn der Vetter Jobst von Mähren gefallen, unfr so wurde er der Äerr in Brandenburg, und da Sigismund das Geld natürlich nie zurückzahlte, blieb er es auch. Und da hat er nun angefangen, in Brandenburg zu Hausen. Das Geld, das er dafür gegeben hatte, wollte er wieder heraushaben. So mußten denn nun seine Statthalter in die Städte und auf die Dörfer zu den Metern oder Schultheißen und die Schuld heischen, d. H. den Zins oder das Wegegeld oder das Brückengeld einfordern, das dem Landesherrn gehören sollte. Zu den vielen Adligen und Burgherren und Rittern im Lande traute er sich erst garnicht, oder er kam schön an. „Was? Wir sitzen hier auf unserm freien Grund und Boden, erheben selber Brückenzoll und Wegezoll. Was schert uns der Landesherr?" „Aber mein iöerr, jberr Jobst von Mähren, hat da an der Spree oder an der Dahme oder an der Äavel ein hübsches Dorf, zählt vierzig Lufen, bringt einem Äerrn, der in der Nähe sitzt, sicher ein schönes Geld, meinem Lerrn Jobst aber ist es unbequem, denn er wohnt ja hinten in Mähren und kommt selten in die Mark. Wie wärs? Ihr borgt mir 30 Gulden, und wir geben dafür das Dorf zum Pfand. Zahlen wir die Gulden nicht zurück, könnt ihr das Dorf behalten." So ging bald dieses Dorf, bald jenes Schloß in die -foände der Junker, die nun aus den armen Bauern herauszwacken konnten, was sie wollten. Aber das war noch nicht genug. Weil kein Kaiser und kein Landesherr für Recht und Gericht sorgen konnte, so tat ja nun jeder im Lande, was er wollte, und niemand war seines Lebens sicher. Der Erzbischof von Magdeburg kam über die Grenze und wollte auch den Raubritter spielen, baute sich eine Burg, verbündete sich mit dem Fürsten von Anhalt, und bald wurde des Nachts in der Gegend der Stadt Brandenburg, bald hier, bald da der Simmel rot, weil die Landsknechte des Erzbischofs in die Dörfer gefallen waren und hatten den Bauern den roten Äahn aufs Dach gesetzt. Die Stadt Rathenow wurde durch Verrat eingenommen. Da ließ der Fürst von Anhalt die Bürger auf dem Markt zusammenkommen und befahl ihnen: „Zieht mal gleich eure Rüstungen an und nehmt eure Spieße und Äellebarden und zieht aus der Stadt, denn der Erzbischof kommt, und ihr sollt ihn feierlich empfangen." Es war aber eisiger Winter. Als sie das nun getan hatten und waren einige Meilen aus der Stadt,

8. Im alten Reich - S. 161

1914 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
— 161 — Nun lag da aber an der Elbe etwas weiter den Strom hinauf noch eine andere Mark, das war die Markgrafschaft Meißen, die auch einst Heinich I. gegen die Sorben eingerichtet hatte. Das ist ungefähr die Gegend, wo jetzt das Königreich Sachsen liegt, das alte Meißen mit seinem Dom, die wunderschöne Hauptstadt Dresden und andere reiche Städte mehr. Am reichsten aber war diese Mark Meißen durch die großen Silberbergwerke von Freiberg. Ihr wißt ja, wie der Fürst dieses Landes preisend mit viel schönen Reden es gerühmt hat: „Silber hegen seine Berge wohl in manchem tiefen Schacht." Da war namentlich der Markgraf Otto der Reiche, der gerade zur Zeit Barbarossas regierte; der holte soviel Silber aus seinen Bergwerken, daß er seine besten Städte fein mit Mauern und Wallgräben, mit Türmen und Toren befestigen konnte und so den Kaufleuten für ihren Handel eine sichere Zuflucht geben, so vor allem seiner lieben Stadt Leipzig. Auch konnte er gute Handelsstraßen bauen, daß die Kaufleute, die vom Rhein und von der Donau kamen, gern ihre Waren durch sein Land nach der Oder und der Weichsel und der Ostsee gehen ließen, sodaß vor allem die Stadt Leipzig schon damals anfing, eine vornehme Handelsstadt zu werden, wo natürlich auch viel Wege- und Brücken-und Marktgeld gezahlt wurde. Und um dieselbe Zeit, wo Kaiser Friedrich um die italienischen Städte kämpfte, weil sie durch ihre Brückengelder und Zölle ihm Geld schaffen sollten, brachte Otto der Reiche es in seinem eigenen Lande fertig, daß die Städte aufblühten und ihm immer noch mehr Geld einbrachten. Nach zweihundert Jahren war Leipzig schon eine hochberühmte Stadt, und als in den Zeiten von Johann Hus die deutschen Studenten in Prag sich mit den Böhmen veruneinigten und auswanderten, gründete ihnen der Markgraf in Leipzig eine neue Universität, wo sie studieren konnten, sodaß nun Leipzig .zwischen Heidelberg und Greifswald die älteste Universität ist in deutschen Landen. Den Markgrafen von Meißen, der durch seinen Reichtum auch schon die thüringischen Lande mit der Wartburg gewonnen hatte, hat nun der Kaiser Sigismund, als das Herzogtum Sachsen freigeworden war, zum Kurfürsten von Sachsen gemacht, und so war wieder ein schönes großes Sachsen da, denn die •andern Länder, die der Markgraf schon besessen hatte, wurden nun auch alle mit dem altberühmten Namen Sachsen benannt. Dies neue Herzogtum oder Kurfürstentum Sachsen war zwar nicht so groß wie das alte, das einst Heinrich der Löwe besessen hatte, aber doch auch recht stattlich. Und so schnell ging der Name Sachsen auf alle seine Teile über, daß sie den Namen Sachsen behielten, <als später auch dies Land wieder auseinanderfiel. Das Jahrhundert ging nicht Kabisch, Das alte Reich. 11

9. Im alten Reich - S. 73

1914 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
— 73 — Anzahl Burgen gebaut und Burggrafen hineingesetzt. Die saßen da mit ihren Reitern in der Burg und sorgten, daß das Land sicher war und daß der Meyer oder Vogt, dem die Nachbardörfer unterstellt waren, die Zinsen oder nach Arteilsspruch die Strafgelder gezahlt bekam, die der König heischte. War aus dem Dorf ein Wende im Feldzug erschlagen, dann schickten Otto und Gero einen Sachsen an seiner Statt, gaben ihm Äaus und Äof zu eigen, und so fingen an in der Gegend, wo später unser brandenburgischer Staat erwachsen ist, bis an die Oder und die Ostsee hin, die Deutschen mit den Wenden sich zu mischen. Die wendischen Bauernhäuser waren wohl immer noch die meisten, wo an dem Giebel des Strohdachs oben das hölzerne Zepter emporsieht und die Ääuser um einen Brink oder Marktplatz in der Mitte gedrängt sind. Aber dazwischen schoben sich nun auch die sächsischen Ääuser, an deren Dachfirst statt des Zepters zwei gekreuzte Pferdeköpfe an das alte Göttertier der Germanen erinnern, und selbst ganze Dörfer entstanden, wo an der langen Dorfstraße nach altdeutscher Art die einzelnen Gehöfte sich entlang reihten. So hat König Otto durch die Kraft, mit der er das deutsche Volk regierte und seine Grenzen ausdehnte, den Grund gelegt zu den beiden größten deutschen Staaten der späteren Zeit, Österreich und Brandenburg-Preußen. Die Aufrichtung des römischen Reiches deutscher Nation. Dann aber tat er auch das Letzte, was Karl der Große getan hatte, um die deutsche Herrlichkeit zu erweisen. Er zog nach Italien und nahm die Kaiserkrone. Die Witwe des Königs von Oberitalien wurde von einem harten Nebenbuhler gequält und gefangen gehalten, war aus der Äaft entflohen, hilflos durchs Land geirrt und hatte sich zu Otto gerettet, der mit einem Leer über die Alpen kam. Sie hieß Adelheid und war eine schöne und kluge Frau. Otto heiratete sie, und so groß war schon der Ruhm des deutschen Namens, daß ganz Italien bis nach Nom hin ihm in kurzer Zeit zufiel. Und als 10 Jahre später der Papst ihn gegen italienische Bedränger zu Lilfe rief, wie vormals Papst Leo Karl den Großen, da ging Otto hinüber und setzte sich die Kaiserkrone auf im Jahre 962. Und jetzt herrschte er noch gewaltiger, als Karl es getan hatte, wie ein Äerr der ganzen Christenheit. Die Päpste in Rom waren damals verkommen, lebten in Unzucht und Vollem und allen erdenklichen Verbrechen. Schon nach kurzer Zeit setzte Otto den Papst ab wegen Meineid, Anzucht,

10. Im alten Reich - S. 87

1914 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
Konrad dem jungen Heinrich doch wenigstens Sachsen gegeben, und Albrecht der Bär hatte dafür die Nordmark als selbständige Markgrafschaft übernehmen dürfen; er hat viel Land dazu gewonnen und die Mark Brandenburg daraus gemacht. Das war im Jahre 1142, als Heinrich der Löwe Herzog von Sachsen und Albrecht der Bär Markgraf der Nordmark wurde. And 10 Jahre später, im Jahre 1152, wurde Friedrich Barbarossa König. Es war ihm nun nicht schwer auszudenken, wie er Heinrich den Löwen zum Freund machen könnte: er gab ihm das Herzogtum Bayern. Natürlich mußte er seinen eigenen Onkel, der das Herzogtum 10 Jahre lang gehabt hatte, dafür trösten. Er nahm deshalb die Ostmark davon ab, die damals Otto der Große begründet hatte, als er Bayern von den Ungarn befreite, und gab sie ihm als eine eigene Markgrafschaft Österreich. Durch Otto den Großen waren damals die beiden späteren Großstaaten Deutschlands, die Ostmark und die Nordmark, begründet worden. Durch Friedrich Barbarossa und seinen Vater wurden selbständige Länder daraus, die Markgrafschaft Brandenburg und die Markgrafschaft Österreich. Ja, weil sein Onkel immer noch nicht recht zufrieden war, so machte der König aus Österreich nachher ein eigenes Herzogtum und gab ihm sogar auch die Erblichkeit nicht bloß an Söhne, sogar an Töchter, sodaß das Herzogtum Österreich unter allen deutschen Herzogtümern ein rechtes Erzherzogtum wurde, wie es dann später auch genannt worden ist. Nun war ihm sein Onkel wieder gut, und Heinrich der Löwe, der ja doch nun zwei Herzogtümer auf einmal haben durfte, war ihm zugleich ein treuer Freund geworden. Wenigstens so dachten sie beide damals, als sie beide jung waren. Und als gar König Friedrich nach Italien gezogen war und Heinrich der Löwe ihm bei einem Ausruhr in den Straßen von Rom sein Leben gerettet hatte, da dachten sie, nie im Leben könnte sie etwas wieder scheiden. Wenn ihnen damals jemand gesagt haben würde, daß sie sich einmal als die bittersten Feinde bekämpfen würden bis aufs Messer und bis auss Leben, sie hätten es nicht geglaubt. Die Kämpfe in Italien und Heinrich der Löwe. Auf diesem Römerzuge hatte Friedrich sich vom Papst zum Kaiser krönen lassen. Er hatte aber dabei noch etwas kennen gelernt, und dadurch meinte er dem deutschen Kaisertum vielleicht aus aller Not helfen zu können, das waren die reichen italienischen Städte. Es war ja das Schlimme für den deutschen König, daß er eigentlich von seinen Untertanen kein Geld geliefert bekam,
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